Publication, 2024
Wie müssen wir Architektur und ihre Geschichte neu denken, wenn der Versuch, die Erde für Menschen bewohnbar zu machen, zu ihrer Unbewohnbarkeit führt? In seiner spekulativen Archä­ologie zeichnet von Borries ein Psychogramm fortgeschrittener Industrie­gesellschaften – und wagt einen Ausblick auf eine Architektur, bei der nicht allein der Mensch im Mittelpunkt stehen.

Um etwas über Dinosaurier zu erfahren, graben heutige Paläontolog:innen Fossilien aus. Um etwas über unseren Umgang mit dem Klimawandel herauszufinden, werden Forscher:innen von morgen sich mit Tech- nofossilien befassen: mit den Überbleib- seln von Gebäuden und Infrastrukturen. Denn im Anthropozän, dem Erdzeitalter, dessen geologische Entwicklung vom Menschen geprägt wird, gibt es mehr gebaute als natürlich gewachsene Masse.
Friedrich von Borries nimmt in seinem neuen Buch die Perspektive zukünftiger Archäolog:innen ein, die sich auf die Suche nach den charakteristischen Architekturen unserer Zeit machen. Aussagekräftige Ob­ jekte finden sie vor allem an den Rändern der Städte. Müllverbrennungsanlagen und Serverparks, mehrstöckige Schweineställe und Saatgut­Tresore verraten mehr über unsere zerstörerische Produktions­ und Lebensweise als repräsentative Bauten in den Zentren. In seiner spekulativen Archä­ ologie zeichnet von Borries dabei auch ein Psychogramm fortgeschrittener Industrie­ gesellschaften. Und er wagt einen Ausblick auf eine Architektur, bei der nicht länger allein der Mensch und seine Bedürfnisse im Mittelpunkt stehen.

Friedrich von Borries
Architektur im Anthropozän. Eine spekulative Archäologie
Suhrkamp Verlag 2024